Am 1. August 1091 übergibt der Bischof von Merseburg, Werner, dem von ihm dort gegründeten Peterskloster anlässlich der Weihe Güter und Rechte. Unter den in der Urkunde genannten Orten im Burgward Schkeuditz befindet sich auch Wideriz, das heutige Klein-Wiederitzsch. Das ist die erste urkundliche Erwähnung. Wederaz, das spätere Groß-Wiederitzsch wird erst später, zwischen 1100 und 1200 gegründet sein worden.
In dem folgenden Beitrag sollen einige Schlaglichter die Entwicklung beider Dörfer zum heutigen Wiederitzsch erhellen und verdeutlichen.
1091
Sowohl Klein- als auch Groß-Wiederitzsch entstehen als Bauerndörfer. Klein-Wiederitzsch entsteht als ursprünglich slawischer Rundling, als Runddorf mit sogenannter Gewannflur. Groß-Wiederitzsch wird unter den Herren von Warin (Wahren) von ins Land geholten deutschen Siedlern gegründet. Es entsteht als Gassendorf mit Kirche und gewannähnlicher Block- und Streifenflur. Über die Zahl der Bewohner beider Dörfer ist nichts bekannt. Sie wird allerdings sehr gering gewesen sein.
1562
Über Jahrhunderte ändert sich an dieser Größenordnung kaum etwas. Noch 1562 werden für Groß-Wiederitzsch 17 besessene Mann genannt. Bei Klein-Wiederitzsch sind es 20 besessene Mann. Natürlich gehörten weitere Familienangehörige dazu. Auch Gesinde muss zugerechnet werden. Und dann gab es auch noch Bewohner wie Tagelöhner und andere Unbemittelte. Über deren Zahl ist jedoch nichts bekannt. Sie wird jedenfalls nicht allzu groß gewesen sein.
1748
1748 steht dann in dem in Leipzig und Halle herausgegebenen „Großen Universal-Lexikon“ von Johann Zedler:
1816
Auffällig die sehr unterschiedliche Schreibweise für beide Orte. Einige Jahrzehnte später, 1816 bzw. 1817 berichtet das von August Schumann herausgegebene „Vollständige Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“:
1834
Erste genaue Angaben zur Zahl der Einwohner stammen aus dem Jahr 1834. Für Goß-Wiederitzsch werden 125 Menschen genannt, für Klein-Wiederitzsch sind es 176. Gegen Ende des Jahrhunderts und in den folgenden Jahrzehnten steigt die Zahl der Einwohner rasch an. Die Hauptursachen dafür sind zum einen grundlegende ökonomische und damit einhergehende soziale Veränderungen. Wiederitzsch verliert mehr und mehr den Charakter eines Bauerndorfes. Handwerker, Gewerbetreibende, Arbeiter dominieren. Zum anderen werden die Verflechtungen mit dem rasant wachsenden Leipzig immer enger. Wiederitzsch wird mit seiner Lage und seinen günstigen Verkehrsanbindungen zum begehrten Wohnort.
1905
1905 zählt es nach dem Zusammenschluss von Groß- und Klein-Wiederitzsch 1 075 Einwohner.
1925
Für das Jahr 1925 liegt eine detaillierte Aufstellung der Bevölkerung nach Konfessionszugehörigkeit vor. Von den insgesamt 2 834 Einwohnern sind 2 314 evangelisch-lutherisch, 10 reformiert, 79 katholisch, 5 jüdisch und 426 andere.
1939
Die Zahl steigt bis 1939 auf 4 815 und erreicht 1946 dann 5 523. Bis 1990 geht sie auf 3 926 zurück. Im vergangenen Jahr haben 8 460 Einwohner ihren Hauptwohnsitz in Wiederitzsch. Diese Steigerung vor allen gegen Ende des 20. Jahrhunderts widerspiegelt sich im Bau großer neuer Wohngebiete.
Überblick politischen Zugehörigkeit
An dieser Stelle sollen noch einige Bemerkungen zur politischen Zugehörigkeit bzw. Unterstellung folgen. Groß- und Klein-Wiederitzsch gehörten ursprünglich und über Jahrhunderte zum Amt Schkeuditz. Dieses war Teil des Bistums Merseburg. Dessen Schutzherr wiederum war der Kurfürst von Sachsen. Auch mit der Einführung der Reformation blieb das nunmehrige Hochstift Merseburg ein eigener Verwaltungsbezirk mit eigenen Grenzen. Groß- und Klein-Wiederitzsch waren im Bistum/ Hochstift Merseburg die am weitesten östlich gelegenen Orte. Sie grenzten unmittelbar an den kursächsischen Leipziger Kreis. 1815 wurde das Hochstift Merseburg im Gefolge des Wiener Kongresses aufgeteilt. Schkeuditz kam zu Preußen. Groß- und Klein-Wiederitzsch dagegen wurden Teil des Königreichs Sachsen. Die Amtshauptmannschaft Leipzig war nun bis 1945 das zuständige Verwaltungszentrum. Groß- und Klein-Wiederitzsch hatten erneut eine Randlage. Diesmal bildeten sie die nördliche Grenze von Sachsen zu Preußen. Bis nach 1990 gehörte dann Wiederitzsh zum Landkreis Leipzig, der danach Landkreis Leipziger Land hieß. Seit 1999 ist Wiederitzsch schließlich Teil der Kreisfreien Stadt Leipzig.
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