Dialogforum Flughafen – Studie zu Verkehrslärm vorgestellt

Dialogforum Flughafen Leipzig/Halle: Weltweit einmalige Studie zu Auswirkungen des Verkehrslärms auf den Menschen vorgestellt

Beim gestrigen Dialogforum Flughafen mit Vertretern der Stadt Leipzig, des Flughafens Leipzig/Halle, von DHL sowie Bürgerinitiativen und Stadtratsfraktionen wurde von Dipl.-Psych. Dirk Schreckenberg (vom Zentrum für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung in Hagen) und Dr. Uwe Müller (vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. Köln, Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin), eine weltweit einmalige Studie zu Auswirkungen des Verkehrslärms auf den Menschen vorgestellt.

Flughafen Halle/Leipzig (c) MLZ -Mitteldeutsches Luftsportzentrum
Flughafen Halle/Leipzig
(c) MLZ -Mitteldeutsches Luftsportzentrum

Ein interdisziplinäres Konsortium aus Wissenschaftlern unter Leitung der Ruhr-Universität Bochum hatte über einen Längsschnitt von drei Jahren Auswirkungen des Verkehrslärms auf die allgemeine Lebensqualität, den Schlaf, auf Krankheitsrisiken, auf den Blutdruck und die besonderen Auswirkungen des Lärms auf Kinder untersucht. Dipl.-Psych. Dirk Schreckenberg, Co-Leiter der Gesamtstudie und verantwortlich für die Studie zur Lebensqualität, hatte mit seinem Team im Zeitraum 2011 bis 2013 knapp 10000 Menschen befragt und kommt u. a. zu dem Schluss, dass der Fluglärm im Vergleich zum Straßen-, und Schienenlärm besonders belästigend empfunden wird und dass neben dem objektiven Verkehrslärmpegel auch die Einstellungen der Menschen und das Vertrauen in die Akteure dafür relevant sind, wie der Lärm wahrgenommen wird. Ein effektives Lärmmanagement an der Quelle sieht er als eine der Möglichkeiten, wirkungsvoll etwas zu tun. Ebenso haben das individuelle Bewältigungsvermögen und die Empfindlichkeit einen wesentlichen Einfluss auf die wahrgenommenen Belästigungen.

Wie sich der Lärm auf den Schlaf auswirkt, hat das Team unter Leitung von Dr. Uwe Müller umfassend zwischen 2011 und 2013 vor und nach der Eröffnung der neuen Landebahn Nordwest am Frankfurter Flughafen und mit Einführung der Kernruhezeit von 23 bis 5 Uhr untersucht. Überraschendes Ergebnis war, dass sich zwar die Aufwachhäufigkeit pro Nacht vermindert hatte, das subjektive Erleben guten Schlafs sich jedoch trotz Kernruhezeit und unabhängig von der objektiven Fluglärmbelastung verschlechterte. Was die Ergebnisse für die Leipziger Situation bedeuten und welche Ansatzpunkte daraus entstehen, wird im Dialogforum weiter zu diskutieren sein.

Seit dem Jahr 2009 findet das Dialogforum Flughafen Leipzig/Halle auf Initiative der Stadt Leipzig regelmäßig statt. Mit Beschluss des Stadtrates Nr. RBV-1792/13 vom 16.10.2013 war der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig beauftragt worden, das Dialogforum Flughafen Leipzig/Halle neu einzurichten. Kern der Neuausrichtung ist die Mitwirkung der Unternehmen am Standort des Flughafens. Unter Beteiligung von Vertretern der DHL am Standort Leipzig/Halle, des Flughafens Leipzig/Halle, des Bürgermeisters für Umwelt, Ordnung, Sport, des Bürgermeisters für Wirtschaft und Arbeit, Vertreter der Bürgerinitiativen, der Fraktionen im Stadtrat und der Ortschaftsräte setzen sich die Mitglieder des Dialogforums mit den im Spannungsfeld liegenden divergierenden Interessen des Flughafens und seiner Nutzer einerseits und denen der Anwohner des Flughafens andererseits auseinander.

Die NORAH-Studie (NORAH steht für Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health) wurde durch die „Gemeinnützige Umwelthaus GmbH“, einer 100%igen Tochter des Landes Hessen, für 9,85 Mio. Euro in Auftrag gegeben. Die GmbH ist Trägerin des Umwelt- und Nachbarschaftshauses (UNH), einer Informationsstelle für Bürgerinnen und Bürger in Fragen zum Flughafen Frankfurt/Main.

Dies Ergebnisse sind natürlich auch interessant für die Fortschreibung des Lärmaktionsplan und Luftreinhalteplan der Stadt Leipzig.

Über Thomas Wagner 604 Artikel
Thomas Wagner ist der Gründer des Stadtteilmagazin "Wiederitzsch im Blick" und Ansprechpartner für alle Belange rund um dieses Magazin.

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