Regenwasserbehandlungsanlage Wiederitzsch (Martinshöhe)

Der ein oder andere wundert sich bestimmt, warum aktuell ein Betonmischer nach dem anderen an der Südtangente in die Martinshöhe abbiegt und dort eine große Fläche betoniert wird. Hier habe ich die Auflösung.

Regenwasserbehandlungsanlage Wiederitzsch (Karte openstreetmap)
Regenwasserbehandlungsanlage Wiederitzsch © OpenStreetMap-Mitwirkende

An der „Martinshöhe“ in Leipzig-Wiederitzsch bauen die Leipziger Wasserwerke eine Regenwasserbehandlungsanlage unter Berücksichtigung von Flora und Fauna.

Historie der Fläche und der Teiche

Mitte der 1990er-Jahre wurde die „Martinshöhe“ in Leipzig-Wiederitzsch baulich erschlossen. Infolge der Insolvenz des damaligen Investors wurde die für die Ableitung des Niederschlagswassers erforderliche Regenwasserbehandlungsanlage ( RWBA) nicht plangerecht fertiggestellt. Der damalige Investor hatte lediglich provisorische Rückhalteteiche errichtet. Diese entsprachen schon damals nicht den umfangreichen technischen und umweltrechtlichen Anforderungen an eine Regenwasserbehandlungsanlage .

Daher beauftragte der Hoheitsträger Zweckverband für die Wasserver- und Abwasserentsorgung Leipzig-Land (ZV WALL) die Leipziger Wasserwerke, eine Planung sowie den Bau der RWBA zu veranlassen, die an der Stelle der Rückhalteteiche errichtet werden soll.

2011 reichten die Wasserwerke die Planung zur Genehmigung ein. Kernforderung der Genehmigungsbehörde war dabei – ergänzend zur geplanten RWBA – die Schaffung eines Ersatzlebensraumes für die Lebewesen, die sich in den Jahren seit Erschließung ungewollt in den provisorischen Rückhalteteichen angesiedelt haben.

Neues Zuhause für Meise, Molch und Mönchsgrasmücke

Die Suche nach einem geeigneten Standort gestaltete sich schwierig. Viele Jahre konnte keine Lösung gefunden werden, u.a. aufgrund bereits vorhandener Ausgleichsflächen oder naturschutzrechtlicher Belange. Erst die intensiven Forderungen eines neuen Investors brachten 2021 schließlich Einigkeit hinsichtlich des Ausgleichsstandortes. Dieser wird in die aktuelle Fläche integriert und direkt nördlich an die Regenwasserbehandlungsanlage angeschlossen.

Systemlösung zum Regenwasserrückhalt

Kernelement der nun gestarteten Baumaßnahme ist die Errichtung eines offenen Absetz- sowie eines unterirdischen Rückhaltebeckens mit einem Speichervolumen von ca. 1.600 m³. Hierbei sollen – in dieser Dimension erstmalig bei den Wasserwerken – modulare Fertigteil-Gitterboxen aus Kunststoff zum Einsatz kommen. Diese Systeme weisen eine wesentlich höhere Speicherkapazität als herkömmliche Kiesrigolen sowie Vorteile hinsichtlich Bauzeit und Investitionskosten gegenüber unterirdischen Betonbecken auf. Hierbei wird auf eine Lösung von REHAU zurückgegriffen (https://www.rehau.com/de-de/versickerung-und-rueckhaltung-tiefbau).

Im vierten Quartal 2021 haben die Bauarbeiten mit der Baufeldberäumung sowie der Herstellung einer planen Arbeitsfläche begonnen. Weiterhin wurden die Interimsleitung zur Aufrechterhaltung der regenwasserseitigen Vorflut errichtet sowie die beiden Teiche entleert. Mit Unterstützung der regelmäßig vor Ort anwesenden ökologischen Baubegleitung konnten vorgefundene Fische und Amphibien in einen in der Nähe befindlichen Teich im Bereich des Gohliser Flurgrenzgraben umgesetzt werden.

In den nächsten Schritten erfolgt die Herstellung der Baugrube für das den Rückhalteboxen vorgeschaltete Absetzbecken sowie die Errichtung des eigentlichen Absetzbeckens. Parallel dazu erfolgt der Tiefbau für die geplanten Rückhalteboxen sowie die Errichtung der Rückhalteanlage.

wiederitzsch regenwasserbehandlungsanlage
Wiederitzsch Regenwasserbehandlungsanlage (im Bau)

Abschließend erfolgt der Rohrleitungsbau zur Anbindung der neu errichteten Abwasseranlagen an das vorhandene Regenwassernetz in der Martinshöhe sowie die Errichtung der Pumpanlage zur Entleerung des Rückhaltesystems.

Parallel hierzu erfolgt die Schaffung des etwa 200 Quadratmeter großen Ausgleichslebensraumes in unmittelbarer Nähe zur RWBA. Der geplante Ersatzlebensraum stellt eine Ausgleichsmaßnahme für die im Zuge der Baumaßnahme rückgebauten Teiche dar und soll zukünftig der Fauna (Vögel, Insekten, Fische, Amphibien, Reptilien) als Habitat dienen. Der Ersatzlebensraum wird initial mit Schilf bepflanzt und sich auf Grund der lehmigen Bodenbeschaffenheit dauerhaft mit Oberflächenwasser füllen. Aufgrund der vorhandenen, benachbarten Teiche sowie des Gohliser Flurgrenzgraben ist davon auszugehen, dass Lebewesen eigenständig den Lebensraum besiedeln werden.

Mit der Fertigstellung der Rückhalteanlage rechnen wir im Sommer 2022.

Vorteile der Rückhalteanlage

Mit der Inbetriebnahme bekommt das Gebiet der Martinshöhe eine regelkonforme Regenwasserbeseitigung. Dadurch können aktuell freie Flächen für die Bebauung freigeben werden oder schon vorhandene Bebauung kann erweitert werden.

Als direkten Nutzer für die Anwohner entsteht ein bessere Überflutungssicherheit bei Starkregenereignissen.

Gleichzeitig sorgt die Rückhalteanlage für eine stoffliche Entlastung des Gohliser Flurgrenzgraben durch Errichtung eines Absetzbeckens sowie eine hydraulische Entlastung des Gohliser Flurgrenzgraben durch Schaffung von vorgelagerten Rückhalteräumen.

Investition der Leipziger Wasserwerke

Die Investition der Leipziger Wasserwerke beträgt rund 2,1 Millionen Euro.

Die Informationen zum Artikel kommen von Dipl.-Journ. Katja Gläß, Leiterin Stabsstelle Unternehmenskommunikation Leipziger Wasserwerke

Über Thomas Wagner 604 Artikel
Thomas Wagner ist der Gründer des Stadtteilmagazin "Wiederitzsch im Blick" und Ansprechpartner für alle Belange rund um dieses Magazin.

2 Kommentare

  1. Interessiert verfolge ich das Baugeschehen an o.g. Anlage.
    Die Notwendigkeit ist nicht von der Hand zu weisen, doch ist hier in den letzten Jahren ein wirkliches Biotop entstanden mit vielfältiger Natur.
    Es ist zu hoffen, dass hier wieder eine kleine Oase entsteht, mit dem Nebeneffekt „Erholung für die Anwohner“.
    Dabei bitte ich zu bedenken, dass bisher ein “ Trampelpfad“ durch das Grün führte.
    Es wäre wichtig, von Beginn an daran zu denken, einige Plätze in Form von Bänken hier zu platzieren…..und zwar, bevor die neue Anlage „zerlatscht“ wird.
    Das wäre wirklich mal ein Lichtblick in dieser tristen Wohnlandschaft ….ohne Spielplatz, Bänke …..ect.
    Ich würde mich über eine Antwort diesbezüglich freuen.
    Mit freundlichem Gruß

  2. Hallo Frau Schulze,

    sowas ist auf jeden Fall ein Thema für den Ortschaftsrat. Dieser kann auf Mittel aus dem Nordraumkonzept zugreifen und hier vielleicht wirklich eine Erholungsoase schaffen.

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