Offener Brief der Oberschule Wiederitzsch – Lehrermangel und Unterrichtsausfall

Schon am 06.09.2022 hat die Oberschule Wiederitzsch einen Hilferuf als offenen Brief an alle Erziehungsberechtigten der Schüler gesendet.

Offener Brief der Oberschule Wiederitzsch
Offener Brief der Oberschule Wiederitzsch

Der Inhalt des Offenen Brief der Oberschule Wiederitzsch

Leipzig, 06.09.2022, Offener Brief

Liebe Eltern,

im Elternbrief hat die Schulleitung bereits darüber informiert, dass Defizite bei der Unterrichtsversorgung an unserer Schule bestehen. Zu diesem Thema steht die Schulleitung im ständigen Kontakt mit dem zuständigen Ansprechpartner des Landesamts für Schule und Bildung (LaSuB), Herrn Kießling.

Es ist davon auszugehen, dass eine kurzfristige Lösung der Lehrerunterbesetzung von seitens des Amtes nicht erzielt wird.

Zur Zeit können 75 Unterrichtsstunden pro Woche nicht gehalten werden. Dies betrifft die Fächer Chemie, Mathe, Kunst, Physik und Biologie.

Mit unserem offenen Brief, wollen wir uns nun an Sie wenden – liebe Eltern. Wenn Sie in Ihrem Freundes- bzw. Bekanntenkreis Personen kennen, die auf der einen Seite die fachlichen Voraussetzung für den Schuldienst (beispielsweise ehem. Lehrer im Ruhestand, Referendare, Quereinsteiger) erfüllen und zum anderen bereit wären an unserer Schule Unterrichtsstunden in den genannten Fächern zu übernehmen, dann bitten wir Sie, die Schulleitung zu informieren. Herr Jenetzky kann dann gezielt beim Landesamt vorsprechen und die Unterrichtsversorgung beantragen. Bisher ist dies von der LaSuB unbürokratisch erfolgt.

Wir wollen nichts unversucht lassen, damit ein normaler Schulalltag bald wieder möglich ist und wählen deshalb diesen doch ungewöhnlichen Weg. An dieser Stelle vorab vielen Dank für Ihre Unterstützung und Mithilfe.

Ein anderes Thema ist der Bedarf „Nachhilfe“.
Für alle Klassen kann über die Förderung Aufholen nach Corona Nachhilfe beantragt werden. Hierzu ist es erforderlich, dass sich die Klassen selbst einen Nachhilfelehrer“ suchen. Bei Bedarf kann dann über die Schulleitung ein entsprechender Antrag gestellt werden. Auch diese werden bisher unbürokratisch und kurzfristig bearbeitet. Die Bezahlung erfolgt über den Freistaat Sachsen. Im letzten Schuljahr hat dies z. B. die jetzige Klasse 9 für das Fach Physik in Anspruch genommen, was über die stellv. Elternsprecherin organisiert wurde.

Bei den Treffen der Elternsprecher (nach erfolgter Wahl) werden beide Themen auf der Agenda stehen.

M. Jenetzky (Schulleiter), K. Zeipert (Vorsitzende Elternrat)

Das ist (leider) nicht nur ein Wiederitzscher oder Leipziger Problem

Vor knapp 4 Wochen hat der Kultusminister Sachsens Christian Piwarz (CDU) mitgeteilt, dass von den 1500 ausgeschriebenen Stellen lediglich 843 mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden konnten. Ergänzt wurde durch Seiteneinsteiger und pädagogischen Fachkräften. Am Ende fehlten in Sachsen trotzdem über 500 Lehrerinnen und Lehrer.

Lehrermangel
Lehrermangel (c) depositphotos/jukai5

Kultusminister Piwarz hat schon bei seiner Pressekonferenz den „erheblichen planmäßigen Unterrichtsausfall“ verkündigt. Dies ist ein Eingeständnis eine jahrelangen Versagens im sächsischen Ministeriums. Die Zahl der fehlenden Lehrer ist weit höher und die Lücken sind in den letzten Jahren immer größer geworden. Steigende Schülerzahlen verstärken das Problem.

Schon vor Jahren hat das Ministerium diese Probleme erkannt und versucht seit dem, diesem Problem her zu werden. Vor allem mit finanziellen Anreizen sollen LehrerInnen nach Sachsen gelockt werden. So gibt es Zu- und Sonderzahlungen, Prämien für Lehrer auf dem Land, bessere Gehaltseinstufungen. Auch wurden mehr Studienplätze geschaffen, sowie die Verbeamtung bei Neueinstellungen wieder ermöglicht.

Um diesen negativen Trend aufzuhalten, startet in 2023 die Debatte „Bildungsland Sachsen 2030“.

Über Thomas Wagner 608 Artikel
Thomas Wagner ist der Gründer des Stadtteilmagazin "Wiederitzsch im Blick" und Ansprechpartner für alle Belange rund um dieses Magazin.

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